Außer in Teilen Bulgariens sind Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst nun EU-weit über die „112“ erreichbar. Dies weiß jedoch nur etwa jeder 5. Bürger der Union; bei den Mitarbeitern der Leitstellen hapert es in einigen Ländern außerdem mit den Sprachkenntnissen.
Brüssel – Wer als Urlauber oder Geschäftsreisender in einem anderen EU-Land in eine Notlage gerät, kann inzwischen fast überall mit der Notrufnummer 112 Hilfe anfordern. Wie die EU-Kommission gestern in Brüssel berichtete, funktioniert die kostenlose Nummer nun flächendeckend in sämtlichen Mitgliedstaaten – mit Ausnahme Bulgariens. „Die Millionen von EU-Bürgern, die in diesem Sommer verreisen, müssen sich jetzt nur noch eine einzige Notrufnummer merken, nämlich die 112“, sagte die zuständige Kommissarin Viviane Reding.
In Deutschland erreicht man unter der 112 seit jeher eine Leitstelle, die dann Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienst losschickt. Vielen Bundesbürgern ist aber nicht bewusst, dass die Nummer auch im Ausland funktioniert. Überhaupt sei die 112 viel zu wenig bekannt, beklagte die Kommission. Nur jeder fünfte EU-Bürger wisse, dass sich damit europaweit Hilfe rufen lässt. Viele Länder haben abweichende, nationale Notrufnummern. In Großbritannien ist das etwa die 999, in Österreich die 133 oder 122. Die Europa-Nummer funktioniert stets parallel dazu.
In Bulgarien, das seit Jahren als Urlaubsland an Beliebtheit gewinnt, funktioniert die 112 zum Ärger Redings bisher nur in der Hauptstadt Sofia. Doch auch anderswo in Europa liegt noch einiges im Argen, vor allem in Hinblick auf die Fremdsprachenkenntnisse der Leitstellen-Mitarbeiter. In den meisten Ländern beherrschen diese neben der Landessprache zumindest Englisch. Aber selbst das ist nicht überall garantiert – so zum Beispiel in Italien und Portugal. Auch hier drängt Brüssel darauf, das Angebot zu verbessern.
Die Einrichtung eines einheitlichen Europa-Notrufs beschäftigt die EU-Kommission bereits seit 17 Jahren. Seit nunmehr zehn Jahren sind die EU-Länder dazu verpflichtet, die Notrufnummer kostenlos anzubieten. Seit fünf Jahren müssen die Telefonanbieter den Rettungsdiensten überdies Informationen zum Standort des Anrufers übermitteln. Auf diese Weise sollen Unfallopfer schneller aufgefunden werden.
Text: Kölner Stadtanzeiger